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Heilpraktiker für Psychotherapie vs. Psychotherapeut

Sind Heilpraktiker (für Psychotherapie) eigentlich genauso gut ausgebildet, wie Psychotherapeuten? Sind diese Personen eigentlich wirklich Scharlatane? Hört man nicht immer wieder mal, dass der Berufsstand eigentlich abgeschafft werden sollte?


Das sind Fragen, die absolut berechtigt sind und ich persönlich mache mir schon auch einige Gedanken dazu. Allerdings macht es mich auch wirklich traurig, wenn ein Klient von mir nach einem Notfall-Termin-Gespräch mit einer Psychotherapeutin kommt und von ihr erst einmal ganz pauschal gewarnt wurde und abgeraten bekommen hat, mit einer Heilpraktikerin für Psychotherapie zu arbeiten OBWOHL sie mich weder kannte noch ihm alternativ eine Behandlung anbieten konnte - weil sie wie viele Therapeuten einfach komplett ausgebucht war und eine Warteliste von 6-9 Monaten hatte. Es schien aus ihrer Sicht also sinnvoller, den Klienten unbetreut zu lassen, als ihn sich der Gefahr einer Falschbehandlung auszusetzen. Und das fand nun ich wiederum nicht wirklich günstig und vor allem auch nicht im Sinne des Klienten.


Ich verstehe es tatsächlich, dass der Berufsstand des Heilpraktikers gerade von studierten Ärzten und Psychotherapeuten kritisch gesehen wird. Immerhin studieren kassenärztliche Therapeuten mindestens mal 5 Jahre, sie haben wirklich einen Wust an bürokratischen Vorgaben, den sie erfüllen müssen, um überhaupt eine Praxis eröffnen zu dürfen und werden dann noch dazu verpflichtet, sich an ganz konkrete Vorgehensweisen zu halten. Zudem arbeiten sie meist mit Menschen, die wirklich schwere psychische Erkrankungen haben - egal ob das ausgeprägte Angst- oder Zwangsstörungen sind, schwere Depressionen oder Traumafolgestörungen. Und wenn sie dann auch ab und an mit Klienten/Patienten zu tun haben, die nicht ausreichend gut unterstützt wurden, dann kann man schon mal auch verärgert hinterfragen, ob gewisse Personen nicht ihre Fähigkeiten überschätzt haben. Ich verstehe das!


Fakt ist, dass der Heilpraktiker für Psychotherapie (ich rede hier NICHT von den Naturheilpraktikern) eine Prüfung ablegen müssen, in der sie belegen, dass sie die psychiatrischen Krankheiten erkennen


können um so zu wissen, was sie nicht behandeln dürfen. Aktuell gibt es in Deutschland keine einheitliche Vorgabe, welche therapeutische Ausbildung der Heilpraktiker mitbringen soll. Und letztendlich wird geprüft, ob ich eine Gefahr für die Volksgesundheit darstelle. Wenn man das mal mit den Vorgaben der Psychotherapeuten und Psychater und ähnliches vergleicht, ist da schon auch die Frage der Qualitätssicherung zu stellen.


Trotzdem habe ich auch schon viele Psychater, Ärzte und Psychotherapeuten kennengelernt, die sehr gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit Heilpraktikern für Psychotherapie gemacht haben. Einfach, weil sie auch darum wissen, dass in erster Linie die Beziehung, die man aufbaut, dem Klienten schon hilft. Er ist eben nicht mehr alleine mit seinen Gedanken. Und er hat jemanden, der ihm bewertungsfrei zuhört. Und so ist es doch allemal für einen Menschen hilfreicher, wenn er sich dort wohl und aufgehoben fühlt, als 6-9 Monate auf einen Therapieplatz zu warten und in dieser Zeit in der Luft zu hängen.


An der Stelle vielleicht auch mal der Hinweis:

wenn ein kassenärztlicher Therapeut einen Patienten hat, dem eine Behandlung mit einem Heilpraktiker für Psychotherapie geschadet hat, kennt er ja aber nicht die 99 anderen Menschen, die erst gar nicht zu ihm kommen mussten, weil sie sehr gut unterstützt wurden. Es ist also ein nicht ganz fairer Schluss zu glauben, alle seien Scharlatane.


Ich kann auf jeden Fall sagen: ich habe sehr viele Kollegen, die Ihre Arbeit wirklich sehr ernst nehmen. Sie haben diverse therapeutische Ausbildungen gemacht, sind engagiert und verweisen auch immer an andere Therapeuten, wenn ihre Fachkenntnisse nicht ausreichen. Zumindest wird es mit dem Klienten thematisiert, wenn man in dem Gebiet keine spezifischen Kenntnisse hat, sodass der Klient eigentlich immer weiß, worauf er sich einlässt, wenn er "trotzdem" mit dem Heilpraktiker arbeitet.


Wenn ich "Wünsch Dir was" spielen dürfte, würde ich mich wirklich über eine bessere Vernetzung freuen. Eine Zusammenarbeit, damit ein Patient/Klient zum einen schnell betreut und begleitet werden kann und andererseits man eben die medizinischen Aspekte ebenfalls besser berücksichtigen kann - denn dazu fehlt tatsächlich den allermeisten Heilpraktikern für Psychotherapie die tieferen Kenntnisse. So habe ich es auch in der psychosomatischen Klinik erlebt, in der ich eine Zeit arbeiten durfte. Die Psychiater und Psychotherapeuten haben mit den "Spezialtherapeuten" (die fast alle Heilpraktiker für Psychotherapie waren) an einem Tisch zusammengesessen und sich im Sinne des Patienten beraten. So profitierte der Patient von den psychoanalytischen und medizinischen Kenntnissen der Studierten Fachkollegen und hatte ergänzend die alternativen Sichtweisen aus der Gestaltherapie, Achtsamkeit, Entspannung, Kunst, Musik und vieles andere. Ein wirklich rundes Konzept, bei dem es um den Patienten ging!


Mit diesem Blogartikel geht es auch im mich und mein Angebot - das natürlich genauso auf dem Prüfstand zu stellen ist, wie alle anderen. Doch ich weiß, dass meine Intension ist, den Menschen bestmöglich zu helfen und zu unterstützen. Und ich investiere viel Zeit und Geld in meine Fortbildungen. Und ja: die Gesprächstherapie oder auch die buddhistische/essentielle Psychotherapie ist kein Leitlinienverfahren, das von Krankenkassen bezahlt wird (wie die Psychoanalyse oder die Verhaltenstherapie) - enthält aber viele verschiedene Ansätze aus verschiedenen erfolgreichen therapeutischen Schulen, die allesamt hilfreich sein können. Es ist ein Verfahren, das zu mir passt und mit dem ich mich wohl fühle und das mir vertraut ist. Mit diesem Verfahren bin ich authentisch und damit auch glaubwürdig. Und das ist auch das, was meine Klienten spüren und rückmelden.


Für mich ist es immer wichtig, zu prüfen, ob ich wirklich helfen kann. Und wenn ich das Gefühl habe, es übersteigt meine Kompetenzen, habe ich tolle Kollegen, an die ich weiterleiten kann. Und ich kann für viele meiner Kollegen sprechen, die es genauso handhaben.


Daher - wenn Du Interesse an einem Heilpraktiker für Psychotherapie hast - prüfe für Dich ganz persönlich, was Dir wichtig ist. Schau Dir die Fortbildungen an und auch die Angebote, die ja meist schon auf der website beschrieben werden. Passt das, was diese Person anbietet, zu Deinem Thema? Du solltest aber so oder so, erst einmal IMMER erst mit Deinem Hausarzt sprechen, damit dieser auch organische Störungen ausschließen kann. So kann gerade die Schilddrüse diverse Störungen verursachen oder auch hormonelle Veränderungen im Allgemeinen. Es ist daher immer sinnvoll, diese Aspekte auszuschließen.


Und ganz wichtig: solltest Du ganz massive Schwierigkeiten, Selbstverletzungs- oder Selbstmordgedanken haben oder vielleicht auch Gedanken, jemanden anderen etwas anzutun, solltest Du Dich unbedingt an eine psychiatrische Klinik oder an die 116 117 wenden.




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