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Stressverstärker "Perfektion"


In diesem Blogbeitrag möchte ich mich einem der vielen Stressverstärker widmen: "Perfektion" oder auch "Ich muss perfekt sein".

Aber: was ist eigentlich ein Stressverstärker?


Es gibt verschiedene Stressauslöser, auch Stressoren genannt. Das kann zum Beispiel sein, dass heute Abend Freunde zu Dir zu Besuch kommen, weil Du sie zum Essen eingeladen hast. Hier merkst Du vielleicht sogar sofort, dass diese Situation bei unterschiedlichen Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen würde. Der eine schiebt ganz einfach eine Fertigpizza in den Backofen und besorgt ein paar Bier, der andere möchte aber etwas Besonderes anbieten und es soll das beste Abendessen seit langem werden. Die erst genannte Person hat ziemlich sicher keinen Stress, die zweite könnte dann aber schon unter Stress geraten. Und hier kommen die Stressverstärker ins Spiel. In dem Beispiel also der eigene Anspruch an die eigene Leistung in Bezug auf die Zubereitung des Abendessens. Habe ich in meiner Persönlichkeit den Stressverstärker "Perfektion" oder "Ich muss perfekt sein", gerate ich wahnsinnig unter Stress, wenn dann zum Beispiel etwas anbrennt. Oder das Essen eben nicht so gut wird, wie ich es mir vorgestellt habe.

Beim Stressverstärker "Perfektion" geht es also im Grunde darum, dass ICH glaube, es müsse alles perfekt sein, sonst ist es nicht gut. Gerne verstecke ich meinen eigenen Anspruch aber hinter den angeblichen Ansprüchen der anderen. Dann kommt gerne mal so eine Aussage, wie "Was sollen die anderen denn denken, wenn ich NUR eine Pizza mache". Oder "Mein Chef flippt aus, wenn das nicht 150%ig ist."


Ist das so? Oder anders gefragt: ist es wirklich nur das?

Perfektion, oder der Antrieb, alles gut und richtig machen zu wollen, ist sicher nichts schlechtes. Es ist nur schwierig, wenn dieser Antrieb ganz besonders groß ist und Dein Leben bestimmt. Ganz oft steht hinter diesem Bedürfnis immer noch ein kleines Kind, das gelernt hat, dass es nur dann Aufmerksamkeit erhält, wenn es etwas richtig perfekt gemacht hat.


Den Erstgeborenen einer Familie sagt man diese Eigenschaft gerne nach, da der ältere Geschwisterteil häufig nur noch Aufmerksamkeit erhalten hat, wenn er zum Beispiel sehr gut in der Schule war. In seiner Wahrnehmung musste das jüngere Geschwisterkind viel weniger tun, um Liebe und Aufmerksamkeit zu erhalten. Oder andersherum: das ältere Kind lernte also, dass es viel mehr tun muss, um die gleiche Liebe zu erhalten.

Ich habe das bei meinen beiden Töchtern ebenfalls beobachtet und beobachte es noch. Meine große Tochter ist 4,5 Jahre älter als ihre Schwester. Wenn die Kleine ein Bild gemalt hat, was eher einem Krickelkrackel glich, erhielt sie Lob (ehrlich gesagt, waren wir froh, wenn sie überhaupt mal etwas malte, was mehr als eine Farbe hatte). Für unsere Große ein Unding. Es war nicht gut gemalt. Würde sie so ein Bild abliefern, hätten wir sie sicher blöd angeschaut. Dieses Beispiel soll nur anschaulich erklären, wie leicht so ein "Ungleichgewicht" entstehen kann.

Es gibt sicher auch noch andere, viel einschneidendere Erlebnisse, die einen Menschen dazu bringen, zu glauben, man würde sie nur lieben und annehmen, wenn sie alles richtig machen. Diese haben sie aber zu dem Menschen gemacht, der sie heute sind. Und das ist erst einmal gut so. Wenn ich aber an meinem Stresserleben arbeiten möchte, macht es Sinn, sich diesen Verstärker erst einmal bewusst zu machen. Und wenn ich dessen dann bewusst bin, kann ich auch aktiv damit arbeiten. Zum Beispiel, in dem ich mir sage "Ich bin gut, so wie ich bin." oder "Es ist auch ok, wenn es nicht 100 % perfekt ist." oder "Auch wenn mir das heute nicht perfekt gelingt, bin ich trotzdem ein liebenswerter Mensch."


Probiere es einmal aus und nimm wahr, wie es sich anfühlt.

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